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Testbericht: Apple AirPods Pro

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Ich habe mir gleich am ersten Tag die neuen AirPods Pro besorgt und ausgiebig getestet. Lesen Sie hier, was genau sie bringen und ob sich ein Upgrade lohnt.

Tl;dr: Wenn Ihnen dieser Artikel zu lang erscheint, scrollen sie direkt nach unten zum Fazit. No worries.

Nach dem Erfolg der ersten beiden AirPods-Generationen war es nur eine Frage der Zeit, bis Apple der Baureihe ein Topmodell zur Seite stellt. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft kommt dieses nun in die Läden. In gewohnter Cupertino-Nomenklatur trägt es den Namenszusatz „Pro“.

Drahtlose Ohrstöpsel mit aktiver Umgebungsgeräusch-Unterdrückung (Active Noise Cancelling, kurz ANC) sind bisher eher selten – und meist ziemlich teuer. Umso überraschender, dass sich ausgerechnet der für seine saftigen Preise bekannte iPhone-Hersteller bei den neuen AirPods Pro mit vergleichsweise bescheidenen Aufpreisen gegenüber den Standard-Modellen zufrieden gibt.

Während die „normalen“ AirPods der 2. Generation mit kabellosem Ladecase nach wie vor für 229 Euro angeboten werden, kosten die neuen AirPods Pro lediglich 50 Euro mehr und kommen ebenfalls mit kabellosem Ladecase. Wer ohnehin mit der Anschaffung von AirPods liebäugelt, wird sich überlegen, ob er sich nicht gleich für die „Pro“-Variante entscheidet, denn die hat gewisse Vorteile, auf die man schon nach kurzer Zeit nicht mehr verzichten möchte.


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Ausstattung und Design

Apple hat sich für ein komplett neues Design entschieden. Die „Pro“ sind kürzer und etwas dicker als die „normalen“ AirPods. Auch das zugehörige Ladecase ist etwas grösser und rechteckiger. Zudem kommen die Neuen mit aufsteckbaren Silikon-Passformen in drei Grössen (S, M, L). Sie dienen nicht nur dem Tragekomfort, sondern helfen auch dabei, die eingebaute Aussengeräusch-Unterdrückung wirkungsvoll umzusetzen.

In der Packung findet sich ausserdem ein Lightning-zu-USB-C-Kabel, wie es auch schon den neuen iPhones beiliegt. Ein Ladegerät wird nach wie vor nicht mitgeliefert – ist aber auch nicht unbedingt erforderlich, denn das Ladecase ist Qi-kompatibel. Das bedeutet, es kann nicht nur via Kabel über herkömmliche 5-Volt-USB-Ladegeräte aufgetankt werden, sondern auch mit den schon recht verbreiteten, kabellosen Qi-Ladematten, bei denen man das aufzuladende Gerät einfach auf die dafür vorgesehene Fläche legt.

Die Akku-Kapazität der Ohrstecker soll für bis zu 4,5 Stunden Musikgenuss bzw. 3 Stunden Gesprächsdauer beim Telefonieren reichen. Erst danach müssen die Stöpsel zum Aufladen in die kleine Aufbewahrungsbox. Hier soll eine Ladezeit von nur fünf Minuten reichen, um wieder mindestens eine Stunde lang Musikhören zu können. Das Ladecase selbst hat nach Apple-Angaben vollständig geladen genug Saft für insgesamt 24 Stunden Betriebsdauer, bevor es selbst wieder betankt werden muss.

Anders als die herkömmlichen AirPods sind die Pro-Modelle gegen Schweiss und Wasser geschützt – aber nur ein bisschen. Sie sind nach IEC-Norm 60529 unter IPX4 klassifiziert. Das bedeutet, man kann sie bei leichtem Regen und bei vielen sportlichen Aktivitäten tragen – nicht aber beim Schwimmen, Schnorcheln, Surfen und ähnlichen Spässen.

Wie gewohnt gehorcht Apples Digitalassistentin auf den Sprachbefehl „Hey Siri“, ohne dass dafür irgendeine weitere Aktion nötig wäre. Ebenso selbstverständlich lässt sich diese Funktion auch komplett abschalten. Eine weitere Nettigkeit kennen wir schon von den AirPods der 2. Generation: Über die so genannte Audiofreigabe lassen sich zwei Paar AirPods gleichzeitig ansteuern – praktisch wenn man jemanden etwas vorspielen, oder gemeinsam Musik, Postcasts, Hörbücher, etc. geniessen möchte.


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Aktive Geräuschunterdrückung und Transparenz-Modus

Mit den AirPods Pro ist es nicht nur möglich, den Aussenlärm effektiv auszublenden, wie man es von anderen In-Ears und Kopfhörern mit ANC-Funktionen kennt. Wahlweise lässt sich zusätzlich der so genannten Transparenz-Modus aktivieren, um weiterhin wichtige Umgebungsgeräusche wahrzunehmen – etwa im Strassenverkehr. Die AirPods erzeugen dann einen recht gelungenen Mix aus Musikwiedergabe und Ambient-Sound.

Es ist auch nicht mehr unbedingt nötig, eines der Hörgeräte aus dem Ohr zu nehmen, um beispielsweise Gespräche mit anwesenden Personen zu führen. Stoppt man die Musikwiedergabe im Transparenz-Modus, hört man sowohl die Stimmen anderer, als auch die eigene, überraschend klar und deutlich. Es mag auf Aussenstehende etwas befremdlich wirken, wenn man mit ihnen redet, während man die Stöpsel in den Ohren hat, doch technisch funktioniert das wunderbar.

Diese Funktion ist im Alltag überaus nützlich, denn die neuen, dickeren AirPods dämpfen mit ihren Silikon-Aufsätzen die Aussengeräusche auch ohne eingeschaltete ANC-Funktionen wesentlich stärker, als man es von Apples bisherigen AirPods und EarPods kennt. Bei denen nimmt man noch ein gewisses Minimum an Umgebungsgeräuschen wahr, bei den AirPods Pro kaum noch.

Auch wenn man gerade keine Lust auf den Konsum von Musik, Videos, Podcasts usw. hat und die Stöpsel nur „stumm“ trägt, funktioniert das Noise Cancelling hervorragend. Egal ob bei Bahnfahrten, auf Flugreisen oder in lauten Cafés – aktiviert man die Geräuschunterdrückung, herrscht (fast) totale Stille. Ideal, wenn man etwas arbeiten möchte oder gerade etwas Ruhe braucht. Natürlich lässt sich das ANC auch komplett abschalten – was sicherlich den Stromverbrauch senkt.

Akustisch ist die Qualität der Geräuschunterdrückung allerdings erstaunlich gut und merklich besser, als das, was man von manchen anderen Consumer-Produkten mit ANC kennt, wo doch öfters mal etwas Unschönes durchweht, oder alles nach letalem Noise-Gate- und Kompressor-Versagen klingt. Doch zur Klangqualität kommen wir später noch.


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Technische Details

Um den ganzen Zauber in die Praxis umzusetzen, haben sich die Entwickler einiges einfallen lassen. So verfügt jeder Ohrstöpsel über zwei Mikrofone: Eines aussen für Sprache und zur Erkennung von Umgebungsgeräuschen, sowie ein nach innen gerichtetes Messmikrofon, das bis zu 200 Mal pro Sekunde die akustischen Verhältnisse im Ohr analysiert.

Falls nötig, korrigiert ein digitaler Signalprozessor (DSP) den Frequenzgang, das Timing und die Phase des Audio-Geschehens so, dass es gut klingt – auch wenn die Stöpsel nicht ideal in den Ohren sitzen. Apple nennt das wohl gemeinte Verbiegen des Klangbildes „Adaptiver EQ“. Der Effekt kann im Alltag durchaus nützlich sein. Man spart sich langwieriges Herumpopeln an den Ohrsteckern bis man den gewohnten Sound hört.

Ermöglicht wird das alles durch den Apple-eigenen H1 Chip, der sich mit 10 winzigen Rechenkernen um alle Audio-Angelegenheiten kümmert. Dieser DSP hat sich bereits in den AirPods der 2. Generation bewährt und bekommt in der Pro-Version noch einen kräftigeren Verstärker zur Seite gestellt, um die Umweltgeräusche wirkungsvoll unterdrücken zu können.

Denn wie bei anderen Noise-Cancelling-Systemen auch, werden Störgeräusche einfach mit Antischall bekämpft. Durch ein kleines Aussenmikrofon wird der Umgebungsschall aufgenommen und per Phasendrehung der Audiowiedergabe zugemischt, wodurch es zu Auslöschungen kommt. Störender Lärm ist kaum noch wahrnehmbar. Um den Rest kümmert sich ein DSP.

Diese Technik wird seit vielen Jahren in allen möglichen Geräten verwendet, etwa zur Verbesserung der Sprachqualität bei Mobiltelefonen. Trotzdem erstaunlich, dass Apple das alles in solch winzige Ohrstöpsel verbastelt, die ja auch noch einen Akku und etwas Funktechnik an Bord haben müssen.


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Wichtig: Die richtigen Aufsätze

Auch bei der Wahl der Silikon-Passformen kann die Technik behilflich sein. In den Bluetooth-Einstellungen der AirPods findet sich nach einem Tap auf das „i“-Symbol ein kleines Hilfsprogramm – der „Passtest für Ohreinsätze“. Folgt man den Anweisungen auf dem Bildschirm, wird ein kleiner Test durchgeführt, ob die aktuell verwendeten Aufsätze tatsächlich die Richtigen sind und korrekt sitzen.

Apple weist ausdrücklich darauf hin, dass auch unterschiedliche Grössen für das linke und rechte Ohr verwendet werden können und sollten, wenn es angebracht erscheint. Das Wechseln geht schnell: Zum Entfernen kräftig ziehen und ein anderes aufstecken, bis es mit einem Klick einrastet. Beides erfordert etwas Kraft. Keine Angst – die Silikon-Wobbel halten einiges aus und reissen nicht so schnell. Eine gewisse Vorsicht scheint dennoch geboten.


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Bedienung und Benutzerführung

Trotz der vielfältigen Funktionen ist die Einrichtung und Bedienung der AirPods Pro kinderleicht. So einfach, dass man teilweise nicht von allein drauf gekommen wäre.

Die erste Vermählung zwischen iPhone und AirPods Pro sollte nach Empfehlung des Herstellers vorzugsweise in einem WLAN und mit eingeschaltetem Bluetooth erfolgen. Die AirPods müssen meist nur ein einziges Mal über die Bluetooth-Einstellungen hinzugefügt werden. Von da an erkennt jedes halbwegs aktuelle Apple-Gerät AirPods in ihrer Nähe und stellt automatisch die Verbindung her.

Meist reicht es, das Case mit den AirPods in die Nähe eines Apple-Devices zu bringen und den kleinen Deckel zu öffnen. Ein Infofenster poppt auf, das die Verbindung bestätigt und ausserdem den Akkustand von Case und Stöpseln anzeigt. Am besten verbindet man anfangs ein Mal die AirPods über die Bluetooth-Einstellungen mit allen Geräten, mit denen man sie möglicherweise nutzen möchte. Braucht man sie dann mal dort, stehen sie sofort zur Verfügung. Der fliegende Wechsel zwischen verschiedenen Geräten ist wirklich sehr geschmeidig und schon nach kurzer Zeit nutzt man diese Funktionen wie selbstverständlich

An den AirPods Pro selbst befindet sich lediglich ein virtueller Schalter – eine längliche Mulde am unteren Teil des Gehäuses. Je nachdem, wie oft und wie lange man darauf drückt, werden unterschiedliche Standard-Funktionen ausgeführt. Zur Bestätigung ertönt ein Klickgeräusch.

1x Klicken = Wiedergabe Start/Stop
2x Klicken = Titelsprung vorwärts
3x klicken = Titelsprung rückwärts
Drücken + Halten = Wechsel ANC-Modi (aktiv, aus, transparent)
„Hey Siri“ = ruft die virtuelle Dame vom Amt zu Hilfe

Sind die AirPods mit einem Gerät verbunden, lassen sich in den Bluetooth-Einstellungen mit einem Tap auf das „i“-Symbol auch unterschiedliche Steuerbefehle für den linken und rechten AirPod definieren. Weitere Details wie Drücktempo, Haltedauer usw. können unter Einstellungen / Bedienungshilfen / AirPods den persönlichen Wünschen angepasst werden.

Auf simple Antipp-Befehle, wie sie bei den AirPods der 2. Generation üblich sind, reagieren die Pro-Brüder ratlos bis irritiert. Man muss die Stelle mit der Mulde schon richtig drücken, damit etwas passiert. Mir gelingt das nur mit zwei Fingern. Ich finde die Bedienung per Fingertip eigentlich besser. Andere offenbar nicht, sonst hätte Apple die Haptik nicht geändert. Ausserdem ist da ja auch noch Siri, die Gute.


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Klangqualität

Im Vergleich zu den AirPods der 2. Generation klingen die Pro merklich entspannter und präziser. Der Mitteltonbereich wirkt sehr natürlich, wenn auch manchmal etwas überbetont. Die Bässe sind trocken und nicht zu fett. Die Höhen kommen gut durchgezeichnet und angenehm dezent – was will man mehr?

Manchen wird der Klang der günstigeren AirPods dennoch besser gefallen, weil er etwas fetziger, mehr auf Party machen abgestimmt ist. Die Pro-Varianten klingen ausgeglichener und lösen ein kleines bisschen höher auf. High-endige Hörerlebnisse sollte man aber nicht erwarten. Die Miniaturisierung fordert ihre Tribute.

„Pro“ – wirklich?

Andere mögen widersprechen, aber ich halte den Namenszusatz „Pro“ für irreführend. Mag sein, dass sich mit den Hörgeräten auch geschäftliche Telefonate führen lassen, oder Berufsreisende im Flieger damit besser schlafen können, aber für die professionelle Audio-(Re-)Produktion eignen sie sich kaum. Eher was für Notfälle, oder wenn man gerade nichts anderes dabei hat.

Warum? Die eingebauten DSPs greifen zu beherzt ins Klanggeschehen ein, als dass man irgendwas ernsthaft beurteilen könnte. Rumpeln wird einfach weggerechnet, Verzerrungen charmant vermauschelt und alles klingt ein bisschen aufgetakelt. Klar, für professionellen Audiobetrieb sind die Kleinen nicht gedacht. Aber vielleicht hätten Namen wie „AirPods ANC“, „Plus“ oder „Select“ weniger Illusionen verbreitet.



Tragekomfort, Verarbeitung und Reparierbarkeit

Dank der Silikon-Anpassungsstücke in drei Grössen dürften die Hörgeräte für die meisten Anwender komfortabel zu tragen sein. Wegen ihrer knubbeligen Form sitzen die Pro fester als ihre Vorgänger – was manchmal zu einem leichten Druckgefühl im Ohrbereich führen kann.

Die Anfass- und Verarbeitungsqualität ist nach äusserem Anschein identisch. Leider gibt es auch hinsichtlich Reparierbarkeit und Recycling keine wesentlichen Unterschiede zu den früheren Modellen. Das bestätigt auch ein erstes Teardown der Kollegen von iFixit.com(siehe Video). Diese Themen wurden bereits in unserem Testbericht der AirPod 2 erörtert. Die Befunde gelten im Prinzip auch für die Pro-Version.


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Fazit

Apple bietet mit den AirPods Pro ordentlichen Klang und viel Komfort fürs Geld. Geräuschunterdrückung und Transparenz-Modus funktionieren erstaunlich gut. Erst- und Nachkäufer sollten sich überlegen, ob ihnen eine geringfügig bessere Klangqualität und die ANC-Funktionalität einen Aufpreis von 50 bzw. 100 Euro wert ist. Für Besitzer der AirPods 2 lohnt sich ein vorzeitiges Upgrade eigentlich nur, wenn man solche Features bisher vermisste, oder generell ein aufgeräumteres Klangbild bevorzugt.

Mit ihrem ausgeglichenen, aber zuweilen etwas nüchternen Sound grenzt Apple die AirPods Pro klanglich deutlicher als bisher von den Beats-Produkten aus dem eigenen Haus ab, die bekanntlich gern pompös aufspielen. Den Vergleich zu ähnlichen Produkten anderer Hersteller braucht Apple nicht zu scheuen. Dort erhält man mitunter besseren Klang, aber auch weniger Komfort. Zum Preis von 279 Euro sind die AirPods Pro in dieser Klasse auf jeden Fall konkurrenzfähig.

Wegen den nach wie vor kaum vorhandenen Möglichkeiten für Reparatur und Wartung gibt es auch dieses Mal in der Gesamtbewertung wieder einen Stern Abzug. Apple hätte die Neukonstruktion erheblich servicefreundlicher gestalten können, entschied sich aber erneut für ein Design mit eingebautem Verfallsdatum.


Bewertung


Sehr gut

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Illustration: Apple Inc; Video: iFixit.com; Fotos, Screenshots und Text: Thomas Landgraeber;

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