iPod: 15 Jahre Revolution
„1000 Songs in Deiner Hosentasche“ – mit diesem Slogan präsentierte Steve Jobs vor genau 15 Jahren den ersten iPod. Junge Menschen können sich heute kaum vorstellen, dass dieses Gerät mal ziemlich cool war – und eine ganze Industrie revolutionierte.
Der erste iPod konnte tatsächlich gerade einmal 1000 Songs speichern, allerdings nur bei einer Bitrate von 160 kbit/s. Damit die filigrane Festplatte beim Joggen nicht ins Stottern geriet, spendierte Apple ihr einen „20 Minuten Pufferspeicher“ gegen Erschütterungen.
Apples erster MP3-Player hatte genug Akkukraft für 10 Stunden Musikwiedergabe, kam mit einem Firewire-Anschluss, war nur mit dem Mac und nicht mit Windows-PCs kompatibel und kostete 399 US-Dollar.
In den Folgejahren brachte Apple immer neue Versionen des iPod auf den Markt, die auch Windows-kompatibel waren. Bis Juni 2003 verkaufte Apple 1 Million iPods, Ende 2005 waren es schon 42 Millionen und Ende 2010 knapp 300 Millionen.
Neun Monate vor der iPod-Premiere hatte Apple mit iTunes eine passende Mac-App zum Verwalten von Musikdateien vorgestellt. Diese basierte auf SoundJam MP der Software-Schmiede Casady & Greene. Apple übernahm die Firma mitsamt ihren Mitarbeitern und baute das Programm rasch zu einem umfassenden Media-Hub aus. Ohne iTunes, das digitale Inhalte schnell und einfach zwischen verschiedenen Geräten synchronisieren kann, wäre der Musikspieler nie ein solcher Erfolg geworden.
Auch wenn der iPod in Apples heutigem Portfolio kaum noch eine Rolle spielt und bei den meisten Anwendern längst durch Smartphones und Tablets ersetzt wurde, markiert das Apple Event am 23.10.2001 und die Präsentation des ersten iPod den Anfang einer grundlegenden Veränderung in der Musikindustrie.
Am Anfang des Jahrtausends war es noch keiner Firma gelungen, ein überzeugendes, kommerziell tragfähiges Konzept für den Online-Vertrieb von Musik vorzustellen. Der Verkauf von „Tonträgern“ in Form von CDs und Schallplatten ging seit Jahren drastisch zurück, doch den grossen Medienkonzernen viel nicht mehr ein, als „Raubkopien“ und „illegale Downloads“ dafür verantwortlich zu machen und diese mit oft drastischen, aber nur selten effektiven Massnahmen zu bekämpfen.
Die Musikindustrie präsentierte sich seinerzeit überraschend arrogant, kurzsichtig und altmodisch. Man versuchte, die Erfolge des vergangenen Jahrhunderts nach Gutsherrenart ins nächste Jahrtausend zu retten. Dabei war eigentlich allen klar, dass die Beschimpfung und Kriminalisierung der eigenen Kundschaft kaum geeignete Massnahmen sind, um wieder an die satten Gewinne früherer Jahrzehnte heranzukommen.
Es brauchte einen Visionär wie Steve Jobs und das Wohlwollen wichtiger Fürsprecher aus dem Musikgeschäft, um die Verantwortlichen in den Chefetagen von der Notwendigkeit neuer Ideen für den digitalen Musikvertrieb zu überzeugen – Konzepte, die sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Kunden orientieren.
Der Apple-Gründer und seine Mitstreiter benötigten mehr als zwei Jahre hartnäckiger Verhandlungen, bis alle grossen Medienkonzerne bereit waren, ein paar heilige Kühe zu opfern. So gab es anfangs erbitterten Widerstand gegen den Vorschlag, nicht mehr nur ganze Alben, sondern wahlweise auch jeden Song einzeln zum Kauf anzubieten.
Angesichts des Erfolgs heutiger Download- und Streaming-Angebote erscheint es geradezu aberwitzig, dass sich die Branche so lange gegen neue Vertriebswege sträubte. Wie wäre die Geschichte wohl ohne iPod und iTunes verlaufen?
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Bilder: Apple Inc; Text: Thomas Landgraeber;
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