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Review: Plotagraph für Mac, PC und iOS

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Vor fast genau einem Jahr habe ich Euch hier Plotagraph Pro vorgestellt – eine Webapp, mit der man aus statischen Fotos animierte Bilder und Videos erstellen kann. Seit neuestem gibt es eine kostenlose Basisversion und eine kostengünstige App für iPad und iPhone: Plotagraph+*. Ich habe mir das mal näher angesehen.

„Plotagraphs“ sind so etwas ähnliches wie Cinemagraphs: Standbilder, in denen sich bestimmte Bildelemente in einer Art Endlosschleife bewegen. Solche, nur teilweise animierten Fotos erfreuen sich nicht nur bei Nutzern sozialer Netzwerke grosser Beliebtheit, auch die Werbebranche greift mittlerweile häufiger auf diese und ähnliche Techniken zurück.

Der Hauptunterschied zu Cinemagraphs ist, dass für die Produktion von Plotagraphs kein Video als Ausgangsmaterial benötigt wird. Herkömmliche JPGs reichen vollkommen. Die Plotagraph-Software kümmert sich um alles, was sich im Bild bewegt.

Plotagraph
Kostenlose Web- und Desktop-Apps
Plotagraph ist eine webbasierte Anwendung. Sie lässt sich in jedem Standard-Browser nutzen. Für eine bessere Performance sind seit einiger Zeit auch kostenlose Desktop-Programme für macOS, Windows und Linux erhältlich. Diese sind zwar kaum mehr als HTML-Wrapper für die Webapp, den Ergebnissen tut das jedoch keinen Abbruch.

Neue iOS-App
Seit Mitte Juli ist zudem eine iOS-App für iPad und iPhone erhältlich: Plotagraph+*. Anders als die Desktop-Programme wird die Mobilversion nicht gratis angeboten. Für kurze Zeit ist sie zum Einführungspreis von 4,99 US-Dollar** im App Store zu haben. Danach soll sie 9,99 US-Dollar** kosten.

Ich konnte Plotagraph+ vorab testen - auf einem 10.5“ iPad Pro mit iOS 11 Developer Beta 3 - und ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Es macht richtig Spass damit zu arbeiten. Und das liegt nicht nur an der Unterstützung des Apple Pencils.

Die iOS-App nutzt so ziemlich alles, was aktuelle Apple-Hardware an Technologien bietet, schamlos aus und überzeugt durch intuitive Bedienung und hohe Verarbeitungsgeschwindigkeit. Anders als bei den Desktop-Versionen hat man hier das Gefühl, eine „native“ iPad-App vor sich zu haben.

Auf dem iPhone eignet sie sich mangels Bildschirmfläche nicht ganz so gut zum Editieren, für gelegentliche Kreativ-Sessions unterwegs reicht es aber allemal.


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Intuitive Bedienung
Der Workflow entspricht dem ähnlicher Programme. Die Bedienung ist mit etwas Übung relativ leicht. Nach Besichtigung einiger kurzer Video-Tutorials und etwas Herumprobieren ist man schnell in der Lage, erste Bilder mit den gewünschten Effekten zu versehen.

Mit dem Animationstool wählt man durch Drücken und Ziehen die Bildbereiche aus, die sich bewegen sollen. Mit dem Auswahlwerkzeug lassen sich Details verändern oder ganze Gruppen von Markierungen bewegen oder entfernen. Grössere Bereiche, die statisch bleiben sollen, markiert man mit Ankerpunkten. Kleinere Details können mit dem Maskierungstool eingefroren werden. Eventuelle Fehler lassen sich schnell mit dem Radiergummi rückgängig machen.

Die Ablaufgeschwindigkeit der Animationen kann mit einem Regler am Bildschirmrand stufenlos eingestellt werden. Mit dem Crop-Werkzeug lässt sich der endgültige Bildausschnitt entweder freihändig oder in bestimmten Seitenverhältnissen festlegen.


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Flexible Exportoptionen
Plotagraph verwendet intern ein proprietäres Format. Die Ergebnisse können entweder als MPEG-4 Videos (Endlosschleifen), oder als animierte PNGs (APNG) exportiert werden. Dieses Format ist noch relativ neu, wird aber bereits von Apples iMessage, Facebook und einigen anderen Plattformen unterstützt.

Mit teilweise gratis erhältlichen Zusatz-Tools, sogenannten GIF-Makers, können aus MPEG-4-Videos auch animierte GIFs gemacht werden, die so gut wie überall korrekt abgespielt werden. Noch einfacher ist es, die fertigen Bilder über die herstellereigene Sharing-Plattform Plotagraph Social zu verbreiten. Mehr dazu weiter unten in diesem Artikel.


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Verblüffende Ergebnisse
Plotagraph verwendet eigene Logarithmen zur Berechnung der Animationen und die scheinen ziemlich gut zu sein. Die Qualität des Outputs ist beachtlich. Vergleichbare Resultate bekam man bisher nur mit aufwändigen Workflows unter Verwendung mehrerer, teils recht komplexer Programme hin.

Mit Plotagraph gelingen schon nach kurzer Zeit verblüffende Bewegtbilder, die auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden. Wie bei anderen Programmen dieser Art auch, steckt der Teufel jedoch oft im Detail. Je nach Motiv können durchaus pingelige Nacharbeiten erforderlich sein, wenn man perfekte Ergebnisse anstrebt.


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Neues Geschäftsmodell: „Social Freemium“ und Abonnements
Bisher war Plotagraph ausschliesslich in der „Pro“-Version als kostenpflichtiges Abo-Modell erhältlich – für stolze 299 US-Dollar pro Jahr. Nun haben sich die Macher dazu entschlossen, auch eine kostenlose Basisversion anzubieten. Diese enthält alle wesentlichen Funktionen, die man zur Erstellung von Plotagraphs benötigt.

Ausserdem wurde der Anwendung eine Sharing-Plattform zur Seite gestellt: Plotagraph Social. Hier haben Nutzer die Gelegenheit, ihre Arbeiten zu veröffentlichen. Andere Anwender können diese dann bewerten und in sozialen Netzwerken weiter verbreiten. Community-Mitglieder haben ferner die Möglichkeit, einander zu folgen und Nachrichten austauschen.

Kommerzielle Anbieter, Profis und anspruchsvolle Enthusiasten können darüberhinaus ausgetüftelte Pro-Features als Abo-Modell hinzu buchen – zu Preisen ab 19,99 US-Dollar** pro Monat (siehe Screenshot oben).

Tipp: Es gibt es auch eine Gratis-Möglichkeit, an die erweiterten Funktionen zu kommen – indem man sie sich „verdient“. Je aktiver man auf Plotagraph Social ist und je mehr Likes man für seine zur Schau gestellten Bilder bekommt, desto mehr Pro-Features werden im Hintergrund freigeschaltet.


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Fazit
Egal ob auf Mac, PC oder iOS – mit Plotagraph ist es relativ einfach, aus herkömmlichen JPGs dynamische Bewegtbilder zu machen. Diese lassen sich wahlweise als MPEG-4-Loops oder animierte PNGs (APNG) exportieren und auf allen möglichen Plattformen verbreiten. Die Ergebnisse können - mit den richtigen Motiven und etwas Feinarbeit - wirklich faszinieren. Je nachdem, was man macht, wirken die Animationen mal subtil, mal hypnotisch.

Die frisch gebackene iOS-App überzeugt vor allem auf neueren iPads durch hohe Geschwindigkeit und intuitive Bedienung. Auf den vergleichsweise kleinen iPhone-Displays gestaltet sich das Editieren dagegen schon schwieriger. Die Desktop-Varianten funktionieren im Prinzip nach dem gleichen Muster, nur fühlen sich diese etwas träger an.

Plotagraph ist nicht nur für Fotografen interessant, die ihren Bildern mehr Leben einhauchen möchten. Auch Filmemacher und Werbetreibende lieben solches Spielzeug. Hauptzielgruppe dürfte aber die „Creative Crowd“ sein – also alle, die gern neue Möglichkeiten antesten.

Die Entscheidung, aus Plotagraph eine Sharing-Plattform zu machen und neben den kostenpflichtigen Abos auch eine Gratis-Version für Mac, Windows und Linux anzubieten, wird die Verbreitung dieses neuen Mediums sicher beschleunigen.

Mein Tipp: Einfach mal ausprobieren!

Bewertung
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Sehr gut

Preise und Verfügbarkeit
Plotagraph+ für iPad und iPhone* erfordert iOS 10 (oder neuer) und ist im App Store zum Preis von 9,99 US-Dollar** erhältlich. Für kurze Zeit wird ein Einführungsrabatt von 50% angeboten. Die Plotagraph Desktop-Apps für macOS, Windows und Linux sind als kostenlose Downloads auf der Website des Anbieters verfügbar.

Alternativ lässt sich die Webapp in jedem Standard-Webbrowser nutzen – aus technischen Gründen allerdings mit gewissen Einschränkungen hinsichtlich Performance. Für einen schnellen Einstieg gibt es der Plotagraph Website ein paar kurze Video-Tutorials.

* Partnerlink (Was ist das?)
**Europreise können variieren


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Bilder: Plotagraph Inc; Text: Thomas Landgraeber;

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