App des Monats: FoldingText
Plain-Text mit magischen Fähigkeiten
Die App des Monats November ist ein Mac-Programm für Geeks und Text-Freaks: FoldingText von HogBay Software, den Machern von PlainText, TaskPaper und WriteRoom. Das Programm tut allerdings nur so, als wäre es eine weitere Inkarnation der momentan so beliebten Minimal-Apps für ablenkungsfreies Schreiben wie iA Writer und Co. In Wahrheit verschafft es einfachen Plain-Text-Dateien nie dagewesene Möglichkeiten.FoldingText glänzt mit einigen Funktionen (Video), die insbesondere ausgemachte Vielschreiber begeistern werden. So ähnelt die Formatierungs-Syntax dem allseits beliebten Markdown, allerdings gibt es hier einige Unterschiede. Alle Inhalte lassen sich jederzeit in HTML exportieren und so z.B. direkt in Webanwendungen kopieren. Das allein wäre nichts Neues, ähnliche Features bieten Programme wie Byword schon lange.
Features
Das Besondere an FoldingText sind die so genannten Modes. Setzt man hinter eine Überschrift z.B. den Modus .todo, wird daraus eine Aufgabenliste mit anklickbaren Kästchen. Ist eine Aufgabe als erledigt markiert, erscheint der Text durchgestrichen und erhält automatisch ein @done-Tag. Mit der Endung .timer erzeugt man zeitliche Abläufe (siehe Screenshot ganz oben).Mit dem Programm ist einiges möglich: Aufgaben, Einkaufslisten, Notitzen, Outlines - auch das verfassen längerer Texte ist kein Problem, da sich für eine bessere Übersicht die Absätze auf ihre Überschriften reduzieren lassen. Ausserdem kann man die Darstellung auf einzelne Abschnitte fokussieren. Zu den weiteren Features gehören automatische Link-Erkennung, selbständige Nummerierung in Listen und Unterstützung der automatischen Textersetzung in OS X.
Die Bedienung ist dabei so leicht und intuitiv, dass sie schon nach kurzer Zeit leicht von der Hand geht. Auch das Umsortieren ganzer Textblöcke ist ein Klacks. Statt mit Copy-and-Paste können sie auch per Tastaturkürzel umgruppiert werden. Im Hilfe-Menü gibt es zu alldem kurze Anleitungen. Was die Anbieter gar nicht erwähnen, ist die iCloud-Unterstützung. FoldingText-Dateien lassen sich einfach über Apples Datenwolke synchronisieren - systembedingt jedoch nur mit der Mac App Store Version.
Vorteile von Plain-Text
FoldingText erzeugt Dateien mit der Endung .ft. Diese verhalten sich wie simple Textdateien (.txt), können also bei Bedarf mit jedem beliebigen Editor geöffnet und bearbeitet werden. Das hat den Vorteil, dass die Inhalte auch dann noch nutzbar sind, wenn es die Host-Anwendung eines Tages nicht mehr geben sollte.Da die App eine Markdown-ähnliche Syntax verwendet, dürfte es hier auch in Sachen (Um-)Formatierung weniger Probleme geben, als bei vielen anderen Schreibprogrammen. Das einzige, was verloren gehen könnte, sind App-eigene Spezialitäten wie die Modes. Doch auch wenn diese Features in anderen Programmen ihre Zauberkraft verlieren, bleiben die Inhalte gut lesbar erhalten (siehe Bild oben).
Stand der Dinge
FoldingText steht erst am Anfang seiner Entwicklung und soll kontinuierlich weitere Funktionen und Modes erhalten. Die Entwickler werden demnächst dazu eine API veröffentlichen, sodass man nicht allein auf das Feature-Set des Anbieters angewiesen ist. HogBay gibt sich überhaupt sehr kommunikativ und unterhält ein umfangreiches Anwender-Forum.Wenn man sich die bisherigen Programme der Firma ansieht, könnte man meinen, sie hätten lediglich als Vorprodukte zu FoldingText gedient - was Fragen über ihre weitere Zukunft aufwirft. Die Macher sehen die neue App (noch) als Ergänzung und nicht als Ersatz etwa für WriteRoom und TaskPaper. Im hauseigenen Blog ist allerdings schon davon die Rede, dass FoldingText eines Tages TaskPaper ablösen könnte.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg. Dem Neuling fehlt doch einiges an Funktionalität, um als Nachfolger herhalten zu können. Ähnliches dürfte für WriteRoom gelten. Sollte FoldingText Erfolg haben und sich schnell weiter entwickeln, wird aber wohl auch diese Anwendung obsolet. Die von TaskPaper und WriteRoom bekannten Themes zum Verändern des Layouts werden übrigens noch nicht offiziell unterstützt, sind aber bereits möglich.
Verfügbarkeit und Preis
FoldingText gibt es vorerst nur für den Mac. Eine iOS-Version ist geplant, allerdings möchte man derzeit noch keinen Termin nennen. Zunächst soll der endgültige Funktionsumfang festgelegt und umgesetzt werden, erst danach will man die Anwendung auf iOS portieren.
Das Programm erfordert einen 64-bit-Mac mit OS X 10.7 (oder neuer). Zum Ausprobieren steht eine kostenlose Entwickler-Version auf der Website des Anbieters bereit, die zeitlich begrenzt lauffähig ist. Die jeweils aktuelle, stabile Endanwender-Version ist im Mac App Store zum Preis von z. Zt. 21,99 € erhältlich (kein Werbelink).
Fazit
Für eine noch nicht fertig entwickelte App mag der Preis happig erscheinen, zumal es sich letztlich nur um einen puristischen Texteditor mit ein paar Zusatzfunktionen handelt. Doch das Programm versprüht eine gewisse Magie, die durchaus faszinieren kann. Am besten erst ausprobieren, dann entscheiden.Bewertung
Sehr gut
Ähnliche Artikel
Kurztest: Tweetbot for Mac
App des Monats: Echograph
App des Monats: Drafts
Screenshots & Text: Thomas Landgraeber
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Dann teilen Sie ihn mit Freunden und Kollegen, abonnieren Sie den RSS-Feed,
oder folgen Sie mir. Ich freue mich auch über jeden Kommentar. Vielen Dank.
WERBUNG