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Testbericht: Apogee Groove USB 2.0 DAC und Kopfhörerverstärker

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Audio-Spezialist Apogee hat mit dem Groove einen USB-DAC (Digital-/Analog-Converter) und Kopfhörer-Verstärker im Programm, mit dem das Musikhören am Mac oder PC richtig Spass macht.

Nach dem HiFi-Boom der 1980er Jahre, als praktisch jeder eine passable „Stereoanlage“ sein Eigen nannte, hatte die Nachfrage nach hochwertigen Audio-Geräten lange Zeit stark nachgelassen – bis es vor ein paar Jahren mit der Branche langsam wieder aufwärts ging.

Am Anfang waren es nur ein paar übrig gebliebene Audiophile und High-End-Freaks, die den digitalen Klängen aus Computern und MP3-Playern nicht viel abgewinnen konnten. Sie verlangten nach Spitzentechnik, die dem billigen Sound ordentlich auf die Sprünge hilft und investierten als Erste in Audio-Interfaces, Digital-/Analog-Wandler, Netzwerk-Player und spezielle Kopfhörer-Verstärker.

Mittlerweile ist das Interesse an hoher Klangqualität wieder beim Mainstream angekommen. Die Nachfrage nach guten Kopfhörern und hochwertigem Audio-Zubehör wächst rasant. Das Angebot ist teilweise schon etwas unübersichtlich und nicht jedes Produkt verbessert den Musikgenuss tatsächlich.


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Zielgruppe

Apogee baut schon seit 30 Jahren Tontechnik für gehobene Ansprüche. Die Audio-Interfaces des kalifornischen Herstellers geniessen in Profi-Kreisen hohes Ansehen und kommen täglich in tausenden Studios, an Schnitt- und Producer-Plätzen und in mobilen Workstations zum Einsatz. Mit der Übernahme der Firma durch Apple wurde die Produktpalette auf den Amateur- und Consumer-Markt ausgedehnt.

Nach dem Erfolg der vergleichsweise günstigen Audio-Interfaces Apogee One, Duet oder Quartet, legt Apogee mit dem Groove einen reinen DAC und Kopfhörer-Verstärker nach, der sich gezielt an Musikfans, Musiker und Audioprofis wendet, die mit der Klangqualität der eingebauten Soundkarten in Mac- und PC-Laptops unzufrieden sind, gleichzeitig aber kein Vermögen für High-End-Weihen ausgeben möchten.

Ich habe mir das Groove genau aus diesen Gründen gekauft, nutze es privat und beruflich, und stelle es Euch in diesem Review näher vor.


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Ausstattung

Das Groove ist trotz seiner kompakten Maße ein technischer Leckerbissen. In dem schwarzen Aluminium-Gehäuse kümmern sich nicht weniger als vier DACs pro Kanal um die Signalverarbeitung – einzigartig in dieser Preisklasse.

Mühe gaben sich die Entwickler auch bei der Stromversorgung. Allein aus dem USB-Bus gespeist, sorgt eine spezielle Schaltung dafür, dass dem Verstärker auch bei Verwendung hochohmiger Kopfhörer nicht die Puste ausgeht. Darüber hinaus wurde viel Wert auf hohe Klangtreue, ordentliche Dynamikreserven und eine verzerrungs- und rauscharme Wiedergabe gelegt.

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Anders als die Schwester-Modelle ist das Groove kein typisches I/O-Interface, denn es widmet sich ausschliesslich der Wiedergabe. Aus diesem Grund verfügt es über keinerlei Audio-Eingänge, sondern nur über einen Micro-USB-Port zur Verbindung mit Mac oder PC (Kabel wird mitgeliefert) und eine analoge 3,5mm Klinkenstecker-Buchse.

Letztere lässt sich nicht nur als Kopfhörer-Anschluss, sondern auch als Line-Ausgang nutzen. So findet das Groove mit einem Adapterkabel (nicht im Lieferumfang) auch Anschluss an Aktivboxen oder die heimische Stereo- bzw. Surround-Anlage. Dem Groove liegt ausserdem ein kleiner Stoffbeutel bei, der das gute Stück beim Transport schützt.

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Installation und Bedienung

Die Inbetriebnahme ist denkbar einfach. Das Groove wird mit dem beiliegenden, gut 25 cm langen USB-Kabel an Mac oder PC angeschlossen, der Kopfhörer eingestöpselt – fertig. Für den Mac werden keine speziellen Treiber benötigt, für Windows-PCs dagegen schon. Diese sind als Download auf der Apogee Website erhältlich – natürlich kostenlos.

Die Wiedergabe-Lautstärke lässt sich erfreulich feinstufig mit zwei grossen, gummierten Tasten auf der Geräte-Oberseite einstellen. Wem das nicht schnell genug geht, kann weiterhin die Pegelsteller des jeweiligen Host-Programms oder Betriebssystems verwenden. Drei mehrfarbige LEDs geben Auskunft über den aktuellen Status und Pegel.


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Klangqualität und Verarbeitung

Das Groove spielt am Mac und PC mit unerwartet sauberem Klang und hohem Pegel auf. Das liegt daran, dass das Audiosignal nicht einfach von digital zu analog gewandelt und verstärkt wird. In einem mehrstufigen Prozess wird es gereinigt und gefiltert, die Phasen werden korrigiert und das Timing optimiert. Erst dann erfolgt die eigentliche Verstärkung.

Was beim kleinen Groove als Ergebnis hinten rauskommt, ist hervorragend. Eine so klare Audio-Wiedergabe kenne ich sonst nur von deutlich grösseren und teureren Geräten. Die Bässe kommen kräftig, präzise und schnell, ohne je aufzudunsen. Die Mitten sind dynamisch und transparent, ohne auffällige Verfärbungen. Der Hochtonbereich ist kristallklar und stets gut durchgezeichnet, mit verblüffend wenig Verzerrungen und geringem Eigenrauschen.

Das Klangbild ist sehr ausgewogen, das Timing akkurat und die Dynamik mitreissend. Das Groove arbeitet gerne Details heraus, die man zuvor kaum wahrgenommen hat und spielt dabei so lebendig, dass das Musikhören (wieder) richtig Spass macht. Es poliert sogar den häufig recht dürftigen, glasigen Klang hochkomprimierter MP3-Files etwas auf.

Dank ausgeklügelter Technik versorgt es auch lastkritische Kopfhörer mit ausreichend Leistung. Allerdings sollte man bei einigen extrem hochohmigen Hörgeräten aus dem High-End-Bereich hinsichtlich Dynamik und Impulsverhalten keine Wunder erwarten. Am wohlsten fühlt sich das Groove mit herkömmlichen Kopfhörern, die Nennimpedanzen zwischen 30 und 250 Ohm aufweisen.

Die Verarbeitung des Aluminium-Gehäuses ist standesgemäss – da wackelt nichts. Der Kopfhörer-Anschluss nimmt Stecker mit gediegenem, aber nicht zu grossem Widerstand entgegen, lässt ihn satt einrasten und hält ihn sicher fest. Fotos vom Interieur deuten darauf hin, dass auch die Technik penibel verarbeitet ist. Was allerdings auffällt ist, dass das Groove im Betrieb recht warm wird.



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Technische Daten und Features

• Bis zu 24 Bit / 192 kHz

• ESS Sabre DA-Converter

• 4 DACs pro Kanal

• Asynchrones Clocking

• Mehrfarbige LEDs für Status- und Level-Anzeige

• Frequenzbereich (+/- 0.2 dB): 10 Hz - 20 kHz

• Dynamikbereich (A-gewichtet): 117 dB

• THD+N: -107 dB bei 600 Ohm Last, 16 dBu

• THD+N: -100 dB bei 30 Ohm Last, 10.5 dBu

• Max. Ausgangspegel: 225 mW an 30 Ohm, 40 mW an 600 Ohm

• USB Bus-powered

• Aluminiumgehäuse

• Maße (L x B x H): 95 x 30 x 16 mm

• Inklusive 25 cm USB-Kabel und Schutzbeutel

• Made in USA



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Fazit

Das Apogee Groove lässt die Sonne aufgehen. Mit einem Verkaufspreis von 324 Euro ist es alles andere als billig, doch es verbessert die Audio-Wiedergabe auf Mac und PC in einem Maße, wie man es in dieser Preisklasse normalerweise nicht erwartet. In Kombination mit guten Kopfhörern, Aktivboxen oder HiFi-Verstärkern bietet es eine Klangqualität, die durchaus audiophile und professionelle Ansprüche erfüllen kann. Ich nutze das Groove täglich und möchte es nicht mehr missen.

Wer nicht nur Wiedergabe- sondern auch Aufnahme-Möglichkeiten benötigt und hohe Ansprüche an sein Audio-Equipment stellt, sollte sich die anderen Apogee-Produkte einmal näher ansehen bzw. anhören. Alles recht kostspielig, aber man bekommt immer guten Sound fürs Geld.


Bewertung


Exzellent


Systemanforderungen

• macOS 10.8 oder neuer (keine Treiber erforderlich), oder

• Windows 7 oder neuer (32 und 64 bit, Treiber-Download erforderlich)


Verfügbarkeit und Preis

Das Apogee Groove ist zum Preis von ab 324,00 Euro im Fachhandel und in gut sortierten Online-Stores erhältlich (Amazon-Link)*.

Ausserdem wird eine „30th-Anniversary-Edition“ angeboten (Amazon-Link)*, die zu Preisen um 629,00 Euro nochmals verfeinerte Technik in edlen silber- oder goldfarbenen Gehäusen bietet.




Über den Autor
Thomas Landgraeber ist Spielfilm-Tonmeister mit über 20 Jahren Berufserfahrung. Er ist Mitglied im Verband Deutscher Tonmeister (VDT) und Associate Member der Audio Engineering Society (AES).


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Bilder: Apogee Inc; Text: Thomas Landgraeber;

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