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Filtatron - die iPhone App von Moog [Video] [Update] [Test]


Spielzeug für Musiker und Soundfreaks:
Synthesizer-Pioneer Moog bietet seit heute eine interessante iPhone-Anwendung im App Store. Filtatron erzeugt Echtzeit-Audioeffekte und hat durchaus das Zeug, ein beliebtes Studio-Tool zu werden. Es ist das erste Mal, dass der original Moog-Sound ausserhalb der relativ teuren Hardware des Hauses zu haben ist.
Update: Ein erster Test verspricht hohes Suchtpotential (siehe unten, nach dem Video).

Filtatron soll nicht nur Besitzer von Moog-Produkten ansprechen, sondern wendet sich an alle experimentierfreudigen Musiker und Sound-Designer mit iPhone oder iPod touch. Im Mittelpunkt steht der legendäre Ladder-Resonanzfilter, der den typisch-warmen, fetten Moog-Sound erzeugt, welcher dann im FX-Modul nach Herzenlust verbogen werden kann.

Filtatron ist kein “richtiger” Synthesizer mit spielbarer Klaviatur, sondern ein Effektgenerator, der mit Hilfe zweier Multitouch-Pads gesteuert wird. Die Filtermöglichkeiten sind sehr umfangreich und fein dosierbar. Neben den typischen Moog-Sounds lassen sich auch sehr kaputte Klangvorstellungen realisieren.

Der eingebaute Sampler erzeugt WAV-Files, die sich recht problemlos mit dem Mac/PC austauschen lassen. Über Audio-Copy und Audio-Paste ist dies auch mit kompatiblen iPhone Apps möglich, was die Einsatzmöglichkeiten stark erweitert. Filtatron kommt mit einer Vielzahl an Presets, eigene Voreinstellungen lassen sich per E-Mail an Freunde und Kollegen versenden.

Das Interface ist gut an die Möglichkeiten des iPhones angepasst. Ich konnte die App noch nicht selbst testen, werde das aber so bald wie möglich nachholen und das Ergebnis hier als Update posten (siehe weiter unten).

Filtatron ist seit heute im App Store erhältlich und kostet 4,99 US-Dollar bzw. derzeit 3,99 Euro. Hier gibt es noch ein Video, in dem Richard Devine einen ersten Vorgeschmack gibt, das aber nur einen Bruchteil der Möglichkeiten zeigt:




Update: Erster Test verspricht hohes Suchtpotential
Ich muss ich sagen, Moog verspricht keineswegs zu viel und der Preis erscheint mir eher günstig. Filtatron bietet phantastische Möglichkeiten, ist einfach zu bedienen, klingt sehr gut und wird nicht nur eingefleischte Moog-Fans begeistern.

Die mitglieferten Presets sind teils sehr gut, teils etwas unspektakulär - auf jeden Fall aber ein guter Ausgangspunkt für eigene Experimente. Besitzer von Moog Hardware werden sich schnell zurechtfinden, Novizen steht eine gute Hilfe-Funktion zur Seite. Die Klangqualität ist erstaunlich. Man hat tatsächlich das Gefühl, einen echten Moog zu hören.

Was die Usability betrifft, mussten die Entwickler erhebliche Kompromisse hinsichtlich der iOS GUI eingehen. Was Anfängern den Einstieg erleichtert, wird notorischen Moog-Freaks schnell recht unergonomisch vorkommen. Man wechselt ständig zwischen den verschiedenen Bildschirmen hin und her, was auf die Dauer etwas nervt, aber auf einem so kleinen Display nunmal nicht anders zu lösen ist.

Im amerikanischen App Store finden sich zahlreiche Rezensionen, in denen die Benutzeroberfläche der App ausdrücklich gelobt wird. Insbesondere soll die Bedienung der Drehregler genial gelöst sein. Ich kann das nach meinem Kurztest nicht unbedingt bestätigen. Auf meinem iPhone 4 reagiert das Programm manchmal träge auf Eingaben. Und nein, ich habe keine besonders dicken Finger. Meine Tonmeister-Pfötchen sind durchaus aus in der Lage, auch sehr kleinteilige und sensible Kommandos auszuführen - vielleicht zu sensibel?

Das zweite was mir auffiel war, dass manche Operationen offenbar die volle Rechenleistung des iPhones erfordern. Teilweise dauert es etwas, bis die eingestellten Änderungen hörbar werden - was aber angesichts der vielfältigen Möglichkeiten und der gleichzeitig hohen Klangqualität nicht wirklich verwundert. Dies sind nur meine persönlichen Eindrücke - manche werden das vielleicht anders empfinden.

Leider gibt es keine Möglichkeit, das Programm vor dem Kauf zu testen, es sei denn, auf dem iPhone eines Freundes oder Bekannten. Für echte Fans ist die App auf jeden Fall Pflicht. Auch wer sich bereits mit Synthesizern beschäftigt hat, wird viel Spass an Filtatron haben. Neulinge werden sich wohl überlegen, ob sie ein solches “Instrument” tatsächlich auf dem iPhone benötigen.

Mein vorläufiges Fazit: Moog hat Recht. Filtatron ist kein Spielzeug, aber es macht unheimlich Spass, damit herumzuspielen. Eine Warnung möchte ich aber dennoch ausgeben: Die App birgt erhebliches Suchtpotential - zumindest für die Zielgruppe der Keyboarder und Klangbastler. Hat man erstmal ein paar Minuten damit herumgespielt, möchte man so schnell nicht mehr aufhören.

Bewertung

Sehr gut

Quelle & Video: MoogMusic.com; Screenshots und Text: Thomas Landgraeber

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