MyFace: Auftrags-Entwickler deaktiviert App wegen fehlender Bezahlung [Update]
Auch im Mac App Store ist man nicht vor Überraschungen sicher
MyFace+ ist ein Programm für den Mac, das einem den Besuch der Facebook Webseite erspart, indem es die wichtigsten Funktionen des sozialen Netzwerkes in eine kleine Desktop-App verpackt. Bisher funktionierte MyFace+ ohne Probleme, doch seit ein paar Tagen erscheint statt der Facebook-Timeline eine ziemlich freche Nachricht (siehe Screenshot oben). Was steckt dahinter?In der Meldung wird behauptet, der Anbieter der Software, 360 Studios, habe die Kosten für die Entwicklung des Programms nicht bezahlt. Deshalb werde die App vorübergehend deaktiviert, bis alle offenen Forderungen beglichen sind. Es wird empfohlen, im Mac App Store eine Kostenerstattung zu beantragen.
Abgesehen davon, dass Apple Rückzahlungen für App Store Einkäufe normalerweise grundsätzlich ausschliesst, ist es schon ein starkes Stück, dass ein Entwickler in der Lage ist, Endkunden-Installationen zu deaktivieren, um Forderungen gegen den Auftraggeber durchzusetzen.
Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass Anbieter und Entwickler einer App nicht die gleichen Personen sind. Viele Firmen geben Software-Projekte in Auftrag und kümmern sich ausschliesslich um Marketing und Support. Neu ist allerdings, dass etwaige Streitereien auf Kosten der Kunden ausgetragen werden.
Das ist in etwa so, als wenn ein Zulieferer der Automobil-Industrie sämtiche ausgelieferten Fahrzeuge einer Modellreihe aus der Ferne still legt, um offene Rechnungen beim Hersteller einzutreiben.
Noch ist nicht ganz klar, wie der vermeintlich geschasste Entwickler MyFace so manipuliert hat, dass die App deaktiviert und die oben gezeigte Meldung ausgegeben wird. Ein bewusst im App Store lanciertes, gefälschtes Update ist angesichts des Prüfverfahren, welches Apple jeder neuen Version eines Programms unterzieht, eher unwahrscheinlich (wenn auch nicht unmöglich).
Wenn die App so gebaut sein sollte, dass sämtliche Verbindungen zu Facebook über externe Server laufen, könnten die Manipulationen auch hier vorgenommen werden - sofern der Entwickler die Kontrolle darüber hat. Möglich wäre auch eine Kombination aus beidem. Wie gesagt, ich kenne die Details nicht.
Auf Anfrage bestätigte mir der Gründer und CEO von 360 Studios, Ben Steffens, dass es Probleme mit dem Entwickler gibt. Die Firma habe sich wegen nicht gerechtfertigter Geldforderungen von ihm getrennt. Ein Update sei aber bereits in der Mache. Den Erscheinungstermin nannte er nicht.
Momentan sind die Mac-Versionen des Programms nicht im App Store erhältlich, während die iOS-Derivate nach wie vor verfügbar sind. Hier wird zur Zeit sogar das eigentlich kostenpflichtige MyFace+ gratis angeboten.
Update 29.04.2013
Mittlerweile hat man sich offenbar mit dem Programmierer geeinigt. Die App ist funktioniert nun wieder wie gewohnt.
Screenshot & Text: Thomas Landgraeber
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