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Erster Blick auf Logic Pro X

LogicProX+Control600

Ebenfalls neu: MainStage 3 und Logic Remote for iPad

Apple hat heute mit Logic Pro X eine neue Version seiner professionellen Audio-Software vorgestellt. Das Upgrade bietet eine neue, leichter zu bedienende Oberfläche, zahlreiche neue Funktionen, einen verbesserten Mixer und eine erweiterte Auswahl an Instrumenten und Effekten. Erstmals ist mit Logic Remote auch eine kostenlose iPad-App erhältlich, mit der sich die Mac-Anwendung in Teilen fernbedienen lässt.

Was genau ist neu?

Die Befürchtungen mancher langjähriger Logic-User, Apple könnte mit der nächsten Version von Logic dem Beispiel von Final Cut Pro X folgen und aus der opulenten Audio-Suite eine Art GarageBand Pro machen, haben sich nicht ganz bewahrheitet.

Logic Pro X ist wie seine Vorgänger ein komplettes Software-Tonstudio, das auch professionellen Ansprüchen genügen kann. Allerdings wurde die Benutzerführung vereinfacht. Damit erleichtert Apple jenen Anwendern den Zugang zu Logic, die sich bisher von der teils doch recht komplexen Bedienung abschrecken liessen. Das führt dazu, dass der neue Look insgesamt dann doch an GarageBand erinnert - was manchem alten Logic-Hasen sicher nicht gefallen wird.

Die mitgelieferten Tools, Instrumente, Plug-ins, Loops, Samples und Effekte wurden ausgemistet, aufgefrischt und erweitert. Darüber hinaus finden sich ein paar alte Bekannte wieder (siehe weiter unten). Wer auf einen neuen Sampler gehofft hat, wird leider enttäuscht: Im Lieferumfang ist weiterhin der mitlerweile doch schon recht angestaubte EXS24 enthalten. Doch sehen wir uns die Details mal genauer an:


LogicProXMixer

Features


Das neue Interface weist einen dunkleren Hintergrund auf, dafür werden viele Funktionen, Einstellungen und Statusanzeigen farblich deutlicher hervorgehoben. Die Oberfläche wurde in weiten Teilen simplifiziert. Die Bedienung unterscheidet sich deshalb in manchen Punkten von den Vorgängern.

Flex Pitch hilft dabei, falsch intonierte Gesangsstimmen zu korrigieren. Sogar anderweitig aufgenommenes Audiomaterial soll sich damit entsprechend manipulieren lassen - und das verblüffend leicht. An die Möglichkeiten mancher Spezial-Programme reichen die Funktionen jedoch nicht heran.

Track Stacks dient dazu, mehrere Tracks in einer Audiospur zu organisieren und zusammenführen. Alternativ kann man damit auch komplexe Instrumente bauen oder Submixes erstellen. Auf jeden Fall eines der nützlichsten neuen Features.

Smart Controls erlauben das Bearbeiten unterschiedlicher Plug-Ins und Parameter in einem Arbeitsgang. Aktionen lassen sich auf mehrere Plug-ins und Funktionen gleichzeitig anwenden, auch automatisiert. Zudem können externe Hardware-Controller eingebunden werden, sofern sie kompatibel sind.

Drummer erzeugt realistisch klingende Schlagzeug-Spuren, die sich leicht - und auf Wunsch auch automatisch - zu saftigen Grooves kombinieren und variieren lassen. Für elektronische Drum-Sequenzen ist Ultrabeat weiterhin im Paket enthalten.

Drum Kit Designer ist ein Plug-in für Drummer, mit dem das Erstellen individueller Schlagzeug-Assembles ein Kinderspiel sein soll. Zur Auswahl stehen verschiedene Sammlungen an professionell aufgenommenen Snares, Toms, Hi-Hats und Becken, die man mischen, vergleichen und aufeinander abstimmen kann.

Neue Midi-Plug-ins erweitern die Editiermöglichkeiten und die Auswahl an mitgelieferten Tasteninstrumenten. So gibt es unter anderem einen Arpeggiator, der auch simplen Keyboard-Akkorden eine erstaunliche Performance entlockt. Der neue Retro Synth emuliert einige der beliebtesten Vintage-Keyboards, Clavinets, E-Pianos und Orgeln und bietet einiges an Möglichkeiten zur individuellen Klanggestaltung.

Plug-ins und Libraries wurden komplett überarbeitet. Mit 800 Instrument-Samples, über 1.500 Patches, sowie mehr als 3.600 Electronic- und Urban‑Loops verschiedener Genres ist die mitgelieferte Ausstattung so gross wie nie, denn bei Bedarf stehen die meisten der bisher erhältlichen Loops und Samples für Logic Pro 9 weiterhin zur Verfügung.

Der neue Mixer ist etwas übersichtlicher strukturiert und bietet schnelleren Zugriff auf die Einstellungen der einzelnen Kanalzüge. Ausserdem wurde das Verschieben, Kopieren und Umleiten von Inserts vereinfacht.

Weiterhin mitgeliefert werden das vielseitige Modellierungs-Instrument Sculpture, das beliebte Hallgerät Space Designer, sowie der betagte ES2 Synthesizer. Der Amp Designer für Gitarren hat nun mit dem Bass Amp Designer einen Bruder für alles Tieffrequente. Ausserdem steht nach wie vor eine Auswahl an EQ-, Dynamics-, Effekt- und Mastering-Plug-ins zur Verfügung. Deren Design wurde nur teilweise aufgefrischt.


LogicControl

Logic Remote for iPad

Mit der kostenlos erhältlichen App Logic Remote lassen sich etliche Funktionen von Logic Pro X über WLAN auf einem iPad oder iPad mini ausführen. Dazu gehört auch das Spielen von Instrumenten und der Zugriff auf Smart Controls und Mixer. Das Feature-Set ist auf einfache Bedienung ausgelegt und verständlicherweise nicht so üppig, wie das der Host-Anwendung.


Mainstage3

MainStage 3

Die separat erhältliche Anwendung für Live-Performance hat mit der dritten Version ebenfalls eine neue Oberfläche und einige Neuerungen erhalten. Mehr zu den Neuheiten von Mainstage 3 auf den Apple-Seiten.

Erstes Fazit

Mit Logic Pro X legt Apple einen ordentlichen Spagat zwischen einfacher Bedienung und komplexen Möglichkeiten hin. Wer es simpel will, wird nicht gleich verschreckt - und Profis finden einen brauchbaren Arbeitsplatz vor. Allerdings fehlen eini paar coole, neuartige Features, wie sie manche Konkurrenz-Produkte bereits anbieten. Andererseits sollte man bei der Bewertung des neuen Produktionspakets den vergleichsweise günstigen Preis berücksichtigen.

Die Klangqualität liegt auf gewohnt hohem Niveau. Bei einem kurzen Hörtest konnte ich keine grossen Unterschiede zu den Vorversionen feststellen. Auffällig waren nur einige der neuen Samples, die meiner Meinung nach wirklich aussergewöhnlich gut klingen.

Insgesamt macht das Upgrade einen vernünftigen Eindruck, wobei nicht alle Sessions älterer Versionen korrekt geöffnet werden. Ausserdem können einige kleinere Bugs etwas nerven. Eine Bridge für 32-bit Plugins hat Apple nicht eingebaut, es funktionieren nur 64-bittige. Die iPad-App ist ein nettes Extra, das bei vielen den einen oder anderen Midi-Controller ersetzen dürfte.

Preise und Verfügbarkeit

Logic Pro X setzt mindestens OS X 10.8.4 voraus und lässt sich für knapp 180 Euro im Mac App Store beziehen. Upgrade-Preise für Besitzer älterer Logic-Versionen werden anscheinend nicht angeboten. MainStage 3 benötigt ebenfalls die aktuelle Mountain-Lion-Version und kostet 27 Euro. Logic Remote läuft auf iPad und iPad mini und erfordert iOS 6.0 oder neuer. Alle genannten Produkte sind ab sofort verfügbar.


Illustrationen: Apple Inc; Text: Thomas Landgraeber

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