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Dropbox: Anwender kündigen scharenweise

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Proteste gegen Berufung von Condoleezza Rice

Nach wiederholten eklatanten Sicherheitsproblemen und Änderungen an den Nutzungsbedingungen steht der Cloud-Dienst Dropbox erneut in der Kritik: Das Management holt ausgerechnet Dr. Condoleezza Rice in den Verwaltungsrat. Viele Anwender sind empört und ergreifen die Flucht.

Mit der Personalie hat sich Dropbox keinen Gefallen getan. Vor ihrer Zeit als Außenministerin war Condoleezza Rice Nationale Sicherheitsberaterin in der Regierung von George W. Bush. Sie gilt als Co-Architektin des massiven Ausbaus der staatlichen Überwachungsprogramme in Folge des 11. September 2001.

Ausserdem segnete sie bereits im Sommer 2002 Folter als legitimes Mittel bei CIA-Verhören mutmasslicher Terroristen ab. Kurz darauf soll sie persönlich die NSA ermächtigt haben, Abhöraktionen gegen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates durchzuführen, um Erkenntnisse über deren Positionen zu einer militärischen Intervention im Irak zu erlangen.

Nach heftigen Protesten der Anwender hat Dropbox die Personalentscheidung in einem Blogpost erneut gerechtfertigt. Man sei stolz, Dr. Rice künftig im Verwaltungsrat zu haben. Die Politikerin werde dabei helfen, die weltweite Expansion des Unternehmens voranzutreiben und den Datenschutz auf internationaler Ebene zu verbessern.

Das Management beteuert, dass sich an der Firmenpolitik nichts ändern werde. Dr. Rice kenne und respektiere die hohen Anforderungen zum Schutz der Privatsphäre. Ausserdem werde man weiterhin für eine Reform der US-amerikanischen Überwachungsgesetze kämpfen, heisst es.

Dass ausgerechnet die Bush-Hardlinerin Rice das Vertrauen in den Cloud-Dienst wiederherstellen soll, ist nach Ansicht vieler Nutzer der blanke Hohn und ein weiteres Indiz dafür, dass der Datenschutz eben nicht ernst genommen werde.

Dropbox geriet in der Vergangenheit mehrfach wegen mangelhafter Sicherheit in die Kritik. So akzeptierte der Dienst 2011 nach einer Aktualisierung seiner Server-Software vier Stunden lang beliebige Passwörter. Dadurch waren praktisch alle Dateien sämtlicher Kunden völlig ungeschützt. 2012 gelang es Angreifern, vorübergehend Zugriff auf das Konto eines Mitarbeiters zu erlangen, wodurch alle möglichen Kundendaten entwendet werden konnten.

Zeitweise wies auch die Client-Software des Dienstes erhebliche Schwachstellen auf: Zunächst verwendete Dropbox zur Authentifizierung lediglich die sogenannte host_id, die das verwendete Gerät fälschungssicher identifizieren sollte. Mit einer vollständigen Kopie einer lokal installierten Dropbox-Installation war allerdings der uneingeschränkte Zugriff auf den Speicherplatz des jeweiligen Nutzers möglich. Die Probleme wurden durch Updates der betroffenen Programme geschlossen.

Erst Ende Februar sorgte Dropbox erneut für Unmut, als die Firma gravierende Änderungen an ihren Allgemeinen Geschäftsbedingungen vornahm. Zuvor wurde Dropbox im Zusammenhang mit den Enthüllungen des Whistleblower Edward Snowden als künftiger Kooperationspartner des NSA genannt, was der Cloud-Anbieter jedoch scharf dementierte.

Mit der jüngsten Entscheidung hat Dropbox seine User endgültig gegen sich aufgebracht. In Internetforen wütet ein wahrer Shitstorm. Viele wollen aus Protest zu anderen Anbietern wie Box, Google Drive, Apple iCloud oder Microsoft OneDrive wechseln. Seit den Snowden-Enthüllungen suchen manche auch in Open-Source-Projekten wie ownCloud ihr Heil.

Angesichts ausufernder Überwachung sehen Anwender Cloud-Dienste zunehmend kritisch. Ist es sinnvoll, Daten um die halbe Welt zu schicken, um Geräte miteinander zu synchronisieren, die oft nur einen paar Meter voneinander entfernt sind? Viele Programme unterstützen auch den Datenaustausch im heimischen WLAN. Das ist meist nicht so bequem wie der automatische Abgleich via Internet, aber sehr viel sicherer.


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Dieser Artikel wurde nach der Erstveröffentlichung noch einmal überarbeitet.
Titelbild: Dropbox; Text: Thomas Landgraeber

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