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iAd - Alles über Apples nächstes grosses Ding



Auf dem iPhone OS 4 Event stand naturgemäss das neue Betriebssystem im Vordergrund. Doch die eigentliche Hauptattraktion stelle Apple-Chef Steve Jobs erst ganz zum Schluss vor: iAd - die neue, interaktive Plattform für mobile Werbung. Erfahren Sie hier mehr darüber.

Our next huge business is display“ verkündete neulich Google CEO Schmidt und betonte, man werde künftig auch in der mobilen Werbung kräftig wachsen. Nun, da darf er sich auf einen neuen Konkurrenten freuen: Apple. Und Steve Jobs Firma greift damit Googles zukünftigen Markt direkt an. Apple unternimmt derzeit vieles, um sich möglichst günstig für die Zukunft zu positionieren. Nach grossen Erfolgen wie dem iPod, iTunes Store und iPhone ist jetzt das iPad der neue Hoffnungsträger. Doch noch ist nicht klar, ob das Multitouch-Device ein ebenso grosser Hit wird. Deshalb drängt Apple mit zwei weiteren neuen Produkten vorwärts: iBooks und iAd.

Was ist iAd?
iAd ist eine neuartige Werbeplattform, die den Nutzern Reklame in Form von interaktiven Multimedia-Inhalte anbietet. Audio, Video, sogar kleine Spiele sind möglich. Im Hintergrund arbeitet ein bereits in anderen Apple Geschäftsbereichen erprobtes Vertriebs- und Abrechnungssystem. Zunächst wird es iAd nur innerhalb von iApps geben. Entwickler, die iAd in ihre iPhone- und iPad-Anwendungen einbauen, erhalten 60 Prozent der Werbeerlöse. Apple selbst wird nur anfangs einige iAds bauen - danach werden das ausschliesslich die Werbeagenturen übernehmen. Apple wird die Werbung aber selber vermarkten und auf eigenen Servern bereitstellen.

Was sind die Vorteile?
Anders als bei herkömmlichen Werbebannern, bei denen sich Safari öffnet, wenn man auf sie klickt, laufen iAds direkt in dem jeweiligen Programm. Der Nutzer muss die Anwendung also nicht verlassen, um sich die Werbung anzuschauen. Er kann sie auch wieder verlassen und befindet sich sofort an der gleichen Stelle des Programms. Das erhöht die Chancen, dass sich das überhaupt jemand anschaut, um ein Vielfaches.
Steve Jobs sprach zudem das Stichwort „Emotionen“ an. Multimediale Inhalte haben den Vorteil, dass sie dem Betrachter mit Musik und bewegten Bildern sehr viel komplexere Emotionen vermitteln können und mehr Aufmerksamkeit erregen, als andere Medien - insbesondere, wenn Möglichkeiten zur Interaktion bestehen.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass die iAd-Werbeclips in HTML5 umgesetzt werden - und nicht mit Flash oder in einem anderen proprietären Format. Das hat zwei Vorteile: Es gibt mehr als genug Leute in Designstudios und Werbeagenturen, die damit recht schnell und mit kalkulierbarem Aufwand attraktive Inhalte erstellen können. Und die HTML5-Werbeclips lassen sich relativ problemlos auf andere Plattformen portieren.

Wer profitiert davon?
Steve Jobs erklärte, dass man Entwicklern kostenloser Apps die Möglichkeit geben möchte, ihre Arbeit wenigstens zum Teil durch Werbung zu refinanzieren, damit sie auch künftig Gratis-Programme anbieten können. Das klingt edel, ist aber vermutlich das Understatement des Monats. Denn bei Gratis-Apps wird es nicht bleiben, sie sind nur ein Anfang. Nichtsdestotrotz können Entwickler von iAd profitieren.
Die Anwender haben insofern auch etwas davon, als dass nun zumindest Hoffnung besteht, künftig qualitativ hochwertigere und interessantere Reklame geboten zu bekommen. Allerdings sind sie es auch, die den Grossteil der Vertriebskosten zahlen - wenn auch nur indirekt.
Den grössten Nutzen könnten die Werbekunden haben. Apple verfügt über riesige Berge erstklassiger Kundendaten und hat vermutlich auch die K.I., um sie bestmöglich zu vermarkten. Die digitalen Kondensate von über 200 Millionen Kunden erlauben eine Zielgenauigkeit und Effizienz, wie sie in dieser Grössenordnung nicht viele andere Unternehmen bieten können.

Gibt es iAds bald überall?
Wegen der Skalierbarkeit des Systems gibt es keinen Grund, warum iAds nicht bald auch auf herkömmlichen Websites, in Online-Spielen, im interaktiven Fernsehen und auf anderen Plattformen laufen sollten. GPS-Funktionen und ortsbezogene Dienste lassen darüber hinaus ganz neue, individualisierte Kontakte zu, wie etwa sprechende Reklamewände und andere gruselige Ideen. Noch ist allerdings völlig unklar, ob Apple solche Dinge überhaupt in Planung hat. Angedacht sind sie vermutlich längst.

Wird das ein Erfolg?
Wenn die Werbeclips so gut gemacht sind, wie die Beispiele, die Steve Jobs auf dem Event zeigte, könnte iAd ein ziemlicher Erfolg werden. Das wird letztlich von zwei Dingen abhängen: Der Qualität der angebotenen Werbung (aus Sicht der Anwender) und der Einfachheit des Systems (für Produzenten und Vermarkter).
Apple ist bekannt dafür, stets allen Beteiligten möglichst einfache Werkzeuge und Verfahren zur Verfügung zu stellen. Und was die Abwicklung von Leistungsrechten betrifft, hat die Firma genug Erfahrung und Ressourcen durch den iTunes Store. Das gilt auch für den artgerechten Umgang mit Entwicklern, Produzenten und Werbeleuten.
Dennoch wird Apple als Neuling in der Branche auf so manchen Widerstand stossen und auch Fehler machen. Die Werbeindustrie funktioniert teilweise nach anderen Regeln, als z.B. die Computer-, Musik- oder Filmbranche. Apple hat jedoch günstige Voraussetzungen, um in diesem noch recht neuen Markt mitzumischen.

Droht jetzt neuer Streit mit Google?
Damit ist eher nicht zu rechnen. Apple scheint hier zwar einen Frontalangriff auf Google zu starten, doch die Hauptgeschäftsfelder der beiden sind derzeit noch zu verschieden. Ausserdem arbeiten die Firmen bei einigen Dingen zusammen. Bisher konkurrieren sie nur in bestimmten Bereichen und nur sehr bedingt miteinander. Der eine zieht dem anderen keine Kunden ab - bislang. Das könnte sich nun langsam ändern: iAd ist Apples Dankeschön für Android.

Quellen: Screenshots und Text: Thomas Landgraeber

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