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Twitter in Ping


Warum die Integration von Twitter in Ping vielleicht keine so gute Idee ist
Das Zusammenspiel anderer sozialer Netzwerke mit Apples iTunes-Community Ping mag sinnvoll sein, doch die seit vorgestern zur Verfügung stehende Anbindung an Twitter kann bisher nicht so recht überzeugen. Wer alle Ping-Aktivitäten automatisch auch auf Twitter publiziert, verscherzt es sich möglicherweise mit seinen Freunden dort. Wenn Like-Buttons und Shopping-Updates Gefahr laufen, für manche zur Plage zu werden, stimmt vielleicht etwas mit dem Konzept nicht. Erfahren Sie, um was es geht und was Apple an Ping ändern sollte.

Ping-Nutzer, die auch über einen Twitter-Account verfügen, können die beiden Netzwerke miteinander verbinden und so ihre Aktivitäten auf Ping zeitnah ihren Twitter-Freunden mitteilen. Dort lassen sich dann Links zum iTunes-Store posten und Vorschau-Clips von Songs abspielen. Wer einen Song oder ein Album bei iTunes gekauft hat, kann das ebenfalls über Ping auf Twitter bekannt geben. Und natürlich ist da noch der unvermeidliche „Like“-Button.

Es ist offensichtlich, dass Twitter dabei helfen soll, gemeinsam mit Apples bisher nur mässig erfolgreichen „Sozialen Netzwerk für Musik“ mehr iTunes-Downloads zu erzeugen. Doch die Art der Umsetzung lässt aus Anwendersicht noch viel Raum für Verbesserungen. Hier ein Video von Twitter, das die Integration in Ping demonstriert:



Wenn man Ping mit Twitter verbindet, gibt es - zumindest nach meinen ersten Eindrücken - lediglich eine „Ganz-oder-gar-nicht“-Methode. Entweder werden alle Empfehlungen, Einkäufe und Kommentare automatisiert auf Twitter verbreitet, oder man postet ausschliesslich handverlesene Einzelempfehlungen. Verlinkt man die beiden Netzwerke mit allen angebotenen Optionen, kann das auf die eigenen Twitter-Freunde schnell belästigend wirken.

Denn nicht jeder mag den gelegentlichen Regen in Form von (Quasi-)Werbebotschaften im Twitter-Feed. Es kann einen schon ein paar Twitter-Follower kosten, wenn man allzu sehr mit dieser Art „freundlichem Spam“ um sich wirft. Twitter-Freunde, die selbst nicht bei Ping sind, dürften von den kleinen Reklame-Feuerwerken wenig begeistert sein - es sei denn, die Postings treffen haarscharf den eigenen Musikgeschmack. Und Ping-Kumpels, die auch Twitter nutzen, bekommen sogar gleich die doppelte Packung Konsum-Empfehlungen verabreicht.

Niemand ausserhalb von Apple und Twitter kennt den Deal, den die beiden Firmen getroffen haben. Für Apple und die Musikbranche scheint er genial: Millionen von Freiwilligen machen kostenlos Werbung für (zumeist) kostenpflichtige Inhalte und sorgen für einen komfortablen Zugang zur Verkaufsplattform. Die User werden also zu Gratis-Affiliates und spülen dem iTunes Store massenhaft interessierte Kundschaft zu. Als Gegenleistung erhalten sie ein paar hauchdünne Scheiben eines der begehrtesten Güter unserer Zeit: Aufmerksamkeit. Sonst nichts.

Musical Tweets!

Was auf den ersten Blick wie eine ausgezeichnete Geschäftsidee aussieht, kann sich schnell in ein Marketing-Desaster verwandeln. Denn bisher fehlt die Möglichkeit, detaillierte festzulegen, welche Infos automatisch bei Twitter veröffentlicht werden sollen. Eine Dosierung ist jedenfalls dringend anzuraten, wenn man die eigene Zwitscher-Gefolgschaft nicht komplett vergraulen will. Ausserdem möchte man vielleicht auch nicht jeden gekauften Titel in die Welt hinaus posaunen. Eine gezielte Auswahl ist zur Zeit nur möglich, indem man mithilfe des kleinen Ping-Auswahl-Menues neben den iTunes-Titeln einzelne Empfehlungen verbreitet.

Dass Apple nun erst einmal Twitter in Ping einbaut, überrascht etwas - hatte es doch vor kurzem noch so ausgesehen, als wenn sich Apple und Facebook näher kämen - nachdem die bei der Premiere von Ping angebotene Facebook-Connect-Funktion beim grössten sozialen Netzwerk auf wenig Gegenliebe stiess und bald wieder verschwand.

Es wird interessant sein zu sehen, ob es eine Anbindung von Ping an Facebook geben wird und wie diese dann aussieht. Angesichts der Twitter-Integration mag man vielleicht nachvollziehen können, was Mark Zuckerberg bisher davon abhielt, sein Okay für eine ähnliche Anbindung an Facebook zu geben.

Kommentar
Ping ist Apples erster öffentlicher Feldversuch in Sachen Social Networks und sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Apple sollte das gesamte Konzept noch einmal überdenken und die nötigen Konsequenzen rasch umsetzen.

Screenshot: Twitter / Flickr; Video: Twitter / YouTube; Titelmontage und Text: Thomas Landgraeber

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